Neun-Darter im WM-Finale: Michael Smith krönt sich mit dem besten Leg der Darts-Geschichte zum Weltmeister - WELT (2024)

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Dartsprofi Michael Smith hat sich zum ersten Mal den Weltmeistertitel gesichert. Der Engländer, der nach neun verlorenen Major-Finals erst im November beim Grand Slam of Darts sein erstes großes Turnier gewonnen hatte, setzte sich in einem denkwürdigen WM-Endspiel mit 7:4 gegen Topfavorit Michael van Gerwen durch und sicherte sich die 500.000 Pfund Siegprämie.

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„Ich möchte mich bei ihm entschuldigen. Ich bin ja selbst schon in dieser Position gewesen“, sagte Smith nach dem Match mitfühlend in Richtung seines Gegners. 2019 hatte der Engländer das Endspiel 3:7 gegen den Niederländer verloren, im Vorjahr war er dort Peter Wright 5:7 unterlegen gewesen. Mit seinem Erfolg übernimmt der 32-Jährige, der im Halbfinale den sensationellen Lauf von Gabriel Clemens beendet hatte, auch erstmals die Spitze der Weltrangliste, während van Gerwen nun bereits sein drittes von sechs Endspielen als Verlierer beendete.

„Auch Michael Smith wird mich nicht stoppen. Niemand wird mich stoppen“, hatte er nach seinem 6:0 im Halbfinale gegen Dimitri van den Bergh gesagt: „Ich fühle mich sehr gut, und die Fans verdienen dieses Endspiel. Michael Smith und ich sind ein gutes Finale für Darts, denke ich.“ Zumindest mit einer der beiden Prophezeiungen sollte er richtig liegen.

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Der Niederländer nahm Smith direkt zu Beginn den Vorteil des Anwurfs und checkte 84 Punkte zur 1:0-Satzführung. Ein Auftakt wie von manchem erhofft, von einigen befürchtet, von den meisten aber erwartet. Was sich dann allerdings zutrug, dürfte niemand für möglich gehalten haben. Beim Stand von 1:1 im zweiten Durchgang wurden die 3200 Fans im Ally Pally Zeugen eines Novums. Zwar fiel der Neun-Darter nach Lewis gegen Anderson im Jahr 2011 zum zweiten Mal in einem WM-Finale – so einen aber hatte es noch nie gegeben.

Van Gerwen stand nach fünf Triple-20ern und einer Triple-19 bei 144 Punkten Rest, Michael Smith nach sechsmal Triple-20 bei 141. Beide hatten damit die Möglichkeit zum perfekten Spiel, auf das die Fans seit WM-Beginn am 15. Dezember vergeblich gewartet hatten. MVG nährte die Hoffnung anschließend mit zwei weiteren Triple-20 und warf tatsächlich zum Neun-Darter aufs Board. Sein Pfeil verfehlte die Doppel-12 nur knapp, ermöglichte aber seinem Gegner die Chance. Und Smith checkte auf dem klassischen Weg: Triple-20, Triple-19, Doppel-12. Der Ally Pally – ein Tollhaus. 17 perfekte Darts in einem Leg – eine Premiere. Und dazu noch in einem WM-Finale. Mehr ist schlichtweg nicht möglich.

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„Was für ein unglaubliches Leg war das“, sagte Smith, „er hatte acht perfekte Darts geworfen, schüttelte den Kopf, und ich dachte mir, dann versuche ich es halt und gebe dem Publikum, was es verdient. Ich hatte heute schon im Training zuvor mehrfach die Triple in Serie getroffen, aber dann den neunten Pfeil immer verpasst. Aber diesmal war er dann drin.“

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Für die bisherige Nummer vier der Welt auch das Break, das er zum Satzgewinn benötigte. Sein niederländischer Gegner verlor damit nach 14 hintereinander gewonnenen Durchgängen – den letzten hatte er in seinem Achtelfinale gegen Dirk van Duijvenbode abgebeben – mal wieder einen Satz. Und wenig später gleich den zweiten. Das beste Leg der Darts-Geschichte, mit dem die beiden Superstars ihren Punkteschnitt auf 108 anhoben, hinterließ bei van Gerwen Spuren. Smith nutzte den Schock zur 2:1-Führung.

Beim 3:2 schien van Gerwen zurück in der Spur

Der Favorit schüttelte sich nach dem ersten Rückstand in diesem Turnier kurz und kam mit einem 3:0 wieder zurück und sicherte sich den Decider des fünften Satzes in 14 Darts zum 3:2. Anschließend nahm er den Fuß wieder ein wenig vom Gaspedal, spielte nur einen 93er-Average im sechsten Satz und gab ihn folgerichtig mit 1:3 ab.

Und Smith setzte den Rhythmus dieses Finals fort. Wie schon zum 1:1 und 2:1 und anschließend van Gerwens Doppelpack beim 2:2 und 2:3 holte er sich mit einem 3:2 in Durchgang sieben, zwei Sätze in Folge. Erst ein Highfinish von 130 Punkten hatte ihm den Decider ermöglicht. Anschließend konnte er sich nach 80 Minuten sogar als erster Spieler in diesem Endspiel absetzen, zog im Average mit 103:102 vorbei und holte sich das 5:3. Entscheidend dafür war die Doppelquote. Der „Bully Boy“ traf exakt die Hälfte seiner Versuche (18/36), van Gerwen nur 36,6 Prozent.

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37 seiner 50 Duelle mit MVG hatte Smith zuvor verloren, dabei aber auch drei Finals gewonnen, zwei auf der European Tour, einen im Madison Square Garden. Nun bahnte sich der Triumph auf ganz großer Bühne an, zumal Smith bei seinem Gegner für völlig neue Gefühle sorgte. Erstmals gab van Gerwen bei dieser WM einen Satz zu null ab. Er lag nun 3:6 hinten – und musste im zehnten Durchgang in den Decider. Smith, der im gesamten Match keinen Emotionen gezeigt hatte, war nur noch ein Leg vom Triumph entfernt. Doch der Niederländer verkürzte noch einmal auf 4:6.

Smith drohte nun einzubrechen, traf kaum noch Triple und erhielt daher auch immer seltener Möglichkeiten zum Checkout. Zeigte er Nerven? War der Tank kurz vor der Ziellinie plötzlich leer? Anzusehen war ihm nichts, doch er lag schnell mit 0:2 zurück. Nach dem 1:2 keimte dann auch bei seiner Familie im Publikum wieder Hoffnung auf. Mit dem 2:2 hatte er das Momentum gedreht und nutzte den Anwurf im Decider. Mit seiner 22. 180 startete er ins Leg, die Doppel-8 brachte ihm zehn Darts später Glückseligkeit.

„Ich würde jetzt gern die Regetschaft in meinem Sport übernehmen, aber“, so Smith, der sich da aber keiner Illusion hingeben will und an die Qualität seines Gegners erinnerte, „er ist immer noch hier.“ Van Gerwen gab die Blumen zurück: „Natürlich habe ich meine Chancen nicht genutzt und in den beiden letzten Sätzen nicht gut gespielt, aber er hat sich den Sieg verdient.“

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Schluss mit den deutschen Peinlichkeiten

Nachdem der Weltmeister feststeht, geht es auf der PDC Tour weiter mit der Q-School. Hunderte Spielerinnen und Spieler, darunter die WM-Teilnehmerinnen Fallon Sherrock und Beau Greaves, oder auch der deutsche WM-Rekordteilnehmer Max Hopp werden ab dem kommenden Wochenende in Milton Keynes und Kalkar versuchen, sich eine der wenigen Tourkarten zu sichern und dann am Jahresende im Idealfall auch wieder auf der WM-Bühne dabeizusein.

Darts-WM, Endspiel

Michael Smith (ENG/4) – Michael van Gerwen (NED/3) 7:4 (1:3; 3:1; 3:1; 0:3; 2:3; 3:1; 3:2; 3:1; 3:0; 2:3; 3:2)

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